Empfindest du Konflikte anzusprechen als kompliziert?
Oder sind Konflikte für dich spannend und etwas was direkt dein Interesse weckt?
Ob du mehr zum einen oder anderen tendierst, hängt maßgeblich davon ab, welche Erfahrungen du mit Konflikten bisher gemacht hast. Vielleicht ist es sogar unterschiedlich - je nachdem, ob die Konflikte sich im privaten oder beruflichen Umfeld abspielen?
Wechselwirkung in Konfliktsituationen
Wo zwei Menschen aufeinander treffen, bilden sie ein System. Da in Systemen eine Wechselwirkungsdynamik entsteht, ist es sinnvoll, sich selbst als Einflussfaktor mitzudenken.
Empfindet ein Mensch Konflikte anzusprechen als schwierig und anstrengend, prägt das die Haltung, mit der das Gespräch aufgenommen wird. Die Haltung wiederum bringt eine bestimmte Art von Verhaltensausdruck mit sich und stellt so einen signifikanten Einflussfaktor auf den Verlauf und Ausgang des Gesprächs dar.
Entsprechend kann es lohnend sein, sich darüber Gedanken zu machen, was der bestmögliche Ausgang des Konflikt-Gesprächs ist und was durch einen solchen Ausgang möglich wird, bevor der Konflikt angesprochen wird. Dieses Vorgehen unterstützt darin, neben der Perspektive "Konflikte ansprechen ist anstrengend" eine zweite, optimistische Position ins Denken zu integrieren und so das Gespräch mit einer positiveren Haltung zu eröffnen.
Zu verstehen, was genau die Situation zu einem Konflikt gemacht hat, bevor der Konflikt angesprochen wird, macht es einfacher, klar zu benennen, worum es geht und welche Änderung erwünscht wird. Sich die Zeit zu nehmen, in diese gedankliche und sprachliche Klarheit zu finden, hat zwei Vorteile: Zum einen verringert sich die Wahrscheinlichkeit von, durch Unklarheit bedingten Missverständnissen, zum anderen sorgt der Moment der Ruhe und Reflexion dafür, dass sich die Gemüter beruhigen können, was wiederum die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass verbaler und non-verbaler Ausdruck frei von Aggressionen ist.
Willst du einen Konflikt ansprechen, reflektiere
deine Haltung zum Thema Konflikt und bemühe dich, positiv in das Gespräch gehen zu können.
worum genau es dir geht und reguliere deinen emotionalen Zustand.
Konstruktive Kommunikation mit der „Sag-es-Formel“
Hast du Klarheit darüber, was du sagen möchtest, bist positiv eingestellt, was das Gespräch betrifft und emotional ausgeglichen? Dann steht der konstruktiven Ansprache des Konfliktes nichts mehr im Wege.
Konstruktiv wird die Ansprache, indem du deine persönliche Perspektive auf die Situation betonst.
Dabei hilft dir die „Sag-es-Formel“, als ein klar strukturiertes Konfliktmanagement-Tool.
Die "Sag-es-Formel" besteht aus vier Schritten: Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis und Bitte.
Jeder Schritt ist wichtig, um den Konflikt konstruktiv anzusprechen:
Beobachtung: Beginne damit, das Verhalten oder die Handlung zu beschreiben, die den Konflikt ausgelöst hat, ohne dabei zu urteilen oder zu interpretieren. Bleib konkret und objektiv. Zum Beispiel: "Als ich gestern im Meeting gesprochen habe hast du gleichzeitig zu sprechen begonnen.“
Gefühl: Teile deine eigenen Gefühle mit, die durch die Situation ausgelöst wurden. Sei ehrlich und verwenden dabei Ich-Botschaften. Zum Beispiel: "In diesem Moment fühlte ich mich frustriert.“
Bedürfnis: Erkläre, welches Bedürfnis oder welche Erwartung hinter deinen Gefühlen steht. Versuche, deine Bedürfnisse klar zu kommunizieren, ohne dabei Forderungen zu stellen. Zum Beispiel: "Ich habe das Bedürfnis, gehört zu werden und die Möglichkeit zu haben, meine Gedanken auszudrücken."
Bitte: Formuliere schließlich eine konkrete Bitte, wie die Situation verbessert werden könnte. Sei dabei präzise und formuliere positiv. Zum Beispiel: „Mir ist es wichtig, dass alle sprechen können, ohne unterbrochen zu werden. Bitte achte in Meetings darauf, ob jemand spricht, bevor du dich zu Wort meldest.“
Durch die Verwendung der „Sag-es-Formel" können Konflikte nicht nur effektiv angesprochen, sondern auch als Chance für persönliches Wachstum und eine stärkere Beziehung genutzt werden.
Was es dazu braucht ist lediglich der Mut, sich klar zu seiner eigenen Perspektive zu bekennen und Offenheit und Neugier für die Perspektive der anderen Person. Ist beides vorhanden, liefert die „Sag-es-Formel“ eine einfache Struktur, mit der sich Missverständnisse klären lassen.
Indem wir lernen, Konflikte offen und konstruktiv anzusprechen, entsteht mehr Raum für Vertrauen und gemeinsame Lösungen. So können wir zu einer harmonischeren und produktiveren Zusammenarbeit in allen Lebensbereichen beitragen.
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